Während wir viele englische Verben im mündlichen Sprachgebrauch mittlerweile ganz selbstverständlich nutzen, ist uns deren Schreibweise oft unklar. Um diese Zweifel aus dem Weg zu räumen, hat der Rat für deutsche Rechtschreibung dieses Problem im neuen Regelwerk vom Sommer 2024 berücksichtigt und eine verbindliche Rechtschreibregel für entlehnte Verben festgelegt. Ob du nun also geliket oder geliked schreiben sollst, erkläre ich dir hier.
Wo liegt das Problem bei der Rechtschreibung von englischen Verben?
Englische Verben an sich sind in der deutschen Sprache keine Seltenheit mehr. Das Wort mailen wurde zum Beispiel im Jahr 2000 in den Duden aufgenommen, surfen sogar schon 1999! Seither sind viele Verben dazugekommen wie timen, faken, gamen – oder durch Social Media eben auch liken.
Solange wir die Wörter bloß mündlich nutzen, stellen sie kein Problem dar, denn die eingedeutschen Formen liken und geliket/geliked lassen sich einfach aussprechen. Erst mit der zunehmenden Nutzung im schriftlichen Bereich und letztlich der Aufnahme ins Wörterbuch müssen plötzlich Entscheidungen über die Rechtschreibung getroffen werden.
Fun Fact: Keine Schreibweise ist offiziell und absolut richtig. Das Wort wurde aus einer anderen Sprache entlehnt – natürlich gibt es dafür keine Regeln. Auch der Rat für deutsche Rechtschreibung bestimmt die Regeln nicht über unseren Kopf hinweg!
Gemailt erscheint uns ganz logisch – aber gelikt? Besonders schwierig wird das bei liken, weil es in der Herkunftssprache auf -e endet, was im Deutschen zwei Schreibweisen möglich macht.
Instinktiv würden wir geliked schreiben, weil wir die Form mit -ed aus dem Englischen kennen.
Die „deutschere“ Version wäre aber gelikt, so wie du auch gesagt, gehofft oder geweint schreiben würdest.
Und wer bestimmt, wie wir gelikt /geliked nun schreiben?
Um eine Rechtschreibregel für Wörter wie geliket / geliked festzulegen, hat der Rat für deutsche Rechtschreibung jahrelang beobachtet, wie wir Deutschen das Wort im Alltag am häufigsten schreiben. Ihr Ziel ist es nämlich, eine Lösung zu finden, die sich für die meisten Menschen richtig anfühlt – nicht, uns mit neuen Regeln zu ärgern. 😊
Quelle: Amtliches Regelwerk der deutschen Rechtschreibung. Regeln und Wörterverzeichnis. Hrsg.: Geschäftsstelle des Rats für deutsche Rechtschreibung. IDS-Verlag (2024).
In ihrem Schaubild lässt sich schnell erkennen: Als das Wort noch „neu“ war, haben wir uns mit der „englisch aussehenden“ Variante geliked wohler gefühlt. Nun geht die Tendenz aber stark in Richtung der eingedeutschten Variante gelikt.
Diese Beobachtung spiegelt sich nun in den neuen Rechtschreibregeln wider.
Gelikt oder geliked: Die richtige Schreibweise seit Sommer 2024
Liken - alle Formen
Die deutsche Grundform von dem englischen Verb to like lautet liken. Alle Formen davon werden ganz normal mit den deutschen Endungen gebildet.
- ich sage
- du sagst
- er/sie/es sagt
- wir sagen
- ihr sagt
- sie sagen
- ich sagte
- du sagtest
- ich like
- du likst
- er/sie/es likt
- wir liken
- ihr likt
- sie liken
- ich likte
- du liktest
Partizipbildung von liken
Für Verben, deren Infinitiv (Grundform) im Englischen auf -e endet (z.B. to like), gelten zwei neue Regeln bei der Partizipbildung.
- Bei einem Partizip II, das nicht weiter gebeugt wird, dürfen die deutsche Version mit -t und die englische Version mit -ed verwendet werden.
Beispiele:
- Ich habe den Kommentar gelikt / geliked.
- Er hat den Post gelikt / geliked.
Und auch:
- Die Nachricht war gefakt / gefaked.
- Das Event war schlecht getimt / getimed.
2. Sobald die Partizipien aber gebeugt werden (also weitere Endungen erhalten), darf nur die deutsche Version mit -t verwendet werden.
Beispiele:
- Sie hat viele gelikte Posts
- Er ist stolz auf seinen häufig gelikten Kommentar.
Aber auch:
- Das ist eine gefakte Nachricht.
Zusammenfassung: Hast du nun den Durchblick bei gelikt und geliked?
Klingt alles komplizierter als es ist! Im Grunde ist die neue Regel ganz einfach.
Nutzt du das Wort einfach als Verb in der Vergangenheitsform (Er hat …, ich habe…), dann darfst du sowohl gelikt als auch geliked schreiben.
Sobald du das Wort in Verbindung mit einem Substantiv nutzt und deshalb eine weitere Endung anhängen musst, darfst du nur noch gelikt verwenden (der meist gelikteste Post).
Alles klar? Dann wünsche ich dir viel Spaß beim (Weiter-)Schreiben!
Sind noch Fragen offen oder hättest du gerne eine professionelle Rechtschreibprüfung für deinen Text, um ganz sicherzugehen? Dann melde dich gerne bei mir!
Deine Sprachexpertin