Die Kommasetzung bereitet vielen Menschen Schwierigkeiten. Das liegt daran, dass wir im Deutschen ein sogenanntes „grammatisches Komma“ haben – das heißt, man muss die Regeln kennen, eine Kommasetzung nach Intuition oder Gehör funktioniert meistens nicht.
Ich habe dir hier die wichtigsten Regeln zur Kommasetzung im Deutschen stark verkürzt und vereinfacht zusammengefasst, um dir einen Überblick zu bieten. Darin enthalten sind auch die Änderungen vom Sommer 2024.
1. Wo musst du ein Komma setzen?
1.1. Komma bei Aufzählungen
Ein Komma steht bei Aufzählungen, bei denen kein und, oder oder eine andere spezifische Konjunktion steht (siehe 2.1.). Das betrifft einzelne Wörter oder ganze Sätze.
Zum Beispiel:
- Ich mag Kuchen, Kekse, Eis und Schokolade.
- Meine Mutter kocht Nudeln, Soße und Fleisch.
- Ich hasse es, ich mag es wirklich nicht.
1.2. Komma bei gleichrangigen Adjektiven
Ein Komma steht zwischen zwei Adjektiven, die gleichwertig sind. Das heißt, es könnte auch ein und zwischen ihnen stehen. Es handelt sich also auch um eine Aufzählung (Vergleiche dazu 2.2.).
Zum Beispiel:
- ein süßes, sprudelndes Getränk (ein süßes und sprudelndes Getränk)
- ein schwarzer, struppiger Hund (ein schwarzer und struppiger Hund)
1.3. Komma vor bestimmten Konjunktionen
Ein Komma steht vor den Konjunktionen aber, doch, jedoch, sondern.
Zum Beispiel:
- Er hat Urlaub, aber er fährt nicht ans Meer.
- Meine Schwester arbeitet heute nicht, sondern kümmert sich um ihr Kind.
1.4. Komma bei Zusätzen und Erläuterungen
Ein Komma steht bei zusätzlichen Informationen, die nachgeschoben, eingeschoben und besonders betont werden. Das Komma steht bei Einschüben vor und nach der Information!
Zum Beispiel:
- Sie liest gerne Bücher, vor allem Liebesromane.
- Oliver, mein Bruder, hat viele Hobbys.
- Am Dienstag, den 24. Dezember, ist Heiligabend.
- Du hast dich, leider, nicht an die Regeln gehalten.
1.5. Komma bei Nebensätzen
Ein Komma steht vor und nach Nebensätzen mit allen Subjunktionen (z.B. weil, obwohl, nachdem, als, dass).
Zum Beispiel:
- Sie muss morgen früh aufstehen, weil sie arbeiten muss.
- Er hofft, dass er bald befördert wird, und arbeitet deshalb hart.
- Diee Handtasche, die auf dem Stuhl steht, hat sie von ihrem Mann geschenkt bekommen.
1.6. Komma bei satzwertigen Infinitivgruppen
Eine satzwertige Infinitivgruppe besteht dann, wenn ein Infinitiv nicht alleine steht (zu warten), sondern weitere Wörter dabeistehen (auf meine Freunde zu warten).
- Ein Komma wird bei satzwertigen Infinitivgruppen gesetzt, vor denen die Konjunktionen als, anstatt, außer, ohne, statt, um stehen
Zum Beispiel:
- Ich fahre in die Stadt, um meine Freundin zu besuchen.
- Mein Bruder kann nichts anderes tun, außer abzuwarten.
- Mein Freund würde lieber zuhause fernsehen, als mit Freuden ins Kino zu gehen.
- Ein Komma steht vor und nach satzwertigen Infinitivgruppen, die von einem vorhergehenden Substantiv, einem Verb, einem Adjektiv, einem Partizip oder einem Verweiswort abhängig sind.
Zum Beispiel:
- Substantiv: Mein Vorschlag, uns im Café zu treffen, kam nicht gut an.
- Verb: Wir planen, nächste Woche ans Meer zu fahren.
- Adjektiv: Ich bin bereit, das Risiko einzugehen.
- Partizip: Er ist entschlossen, am Samstag ins Kino zu gehen.
- Verweiswort: Erinnere mich daran, die Fenster zu putzen!
3. Ein Komma steht nach der satzwertigen Infinitivgruppe, wenn sie dem Satz vorangestellt ist – egal, ob sie für das Subjekt oder Objekt steht.
Zum Beispiel:
- Regelmäßig spazieren zu gehen, ist gut für die Gesundheit.
- Im Sommer im See zu schwimmen, ist sein größtes Hobby.
1.7. Komma bei Vergleichen mit "als" und "wie"
Ein Komma steht vor als und wie, wenn danach ein gebeugtes Verb folgt (Vergleiche dazu 2.5.).
Zum Beispiel:
- Der Urlaub war schöner, als wir erwartet hatten.
- Der Turm ist exakt so hoch, wie ihn mir vorgestellt hatte.
1.8. Komma bei Ausrufen und Anreden
Ein Komma steht nach Ausrufen und vor oder nach Anreden, um diese abzugrenzen.
Zum Beispiel:
- Ach, das funktioniert doch sowieso nicht.
- Ich habe dich vermisst, Mama.
- Peter, hol doch schon mal ein paar Stühle.
1.9. Komma bei "oder" in Fragen
Ein Komma steht vor „oder“, wenn es sich dabei um eine Nachfrage nach einem Satz handelt.
Zum Beispiel:
- Wir sehen uns morgen, oder?
- Das wird schon funktionieren, oder?
2. Wo musst du kein Komma setzen?
2.1. Kein Komma bei bestimmten Konjunktionen
Vor und zwischen die Konjunktionen und, oder, weder…noch, sowohl…als auch, sowohl…wie auch, sowie/wie, entweder…oder, beziehungsweise und respektive wird kein Komma gesetzt.
Zum Beispiel:
- Sie hat sowohl eine Tochter als auch einen Sohn.
- Mein Onkel mag weder Bier noch Wein.
- Zur Feier kamen alle Cousinen und Cousins sowie ihre Kinder.
- Sie geht in den Keller und holt die Getränke.
2.2. Kein Komma zwischen untergeordneten Adjektiven
Zwischen zwei Adjektive, die nicht gleichrangig sind, kommt kein Komma. Das ist der Fall, wenn das erste Adjektiv das zweite näher beschreibt.
Zum Beispiel:
- ein seltsam süßes Getränk
- ein dunkles bayrisches Bier
2.3. Kein Komma bei Infinitiven mit bestimmten Verben
Bei erweiterten Infinitiven, die mit sein, haben, brauchen, scheinen, pflegen und im übertragenden Sinne drohen und versprechen zusammenstehen, wird kein Komma gesetzt.
Zum Beispiel:
- Er scheint traurig zu sein.
- Das Dach drohte über ihm einzubrechen.
- Der Film verspricht spannend zu werden.
2.4. Kein Komma vor eingeschlossenen Infinitiven
Der erweiterte Infinitiv wird nicht mit Kommas abgegrenzt, wenn er eingeschlossen wird.
Zum Beispiel: Schon oft habe ich ihn zu überzeugen versucht.
(Statt: Schon oft habe ich versucht, ihn zu überzeugen)
2.5. Komma vor Vergleichen ohne Verb
Vor als und wie wird kein Komma gesetzt, wenn im folgenden Satz kein Verb steht. Eine Ausnahme sind Partizipien! Vergleiche dazu 1.7.
Zum Beispiel:
- Er hat mehr Dokumente ausgedruckt als nötig. (Statt: Er hat mehr Dokumente ausgedruckt, als nötig gewesen wären.)
- Draußen ist es so kalt wie im Winter.
- Der Urlaub war schöner als gedacht. (Statt: Der Urlaub war schöner, als wir gedacht hätten.)
3. Wo darfst du nach Bedarf ein Komma setzen?
3.1. Freiwilliges Komma nach "und"
Vor und darf ein Komma stehen, wenn es sich um gereihte Hauptsätze handelt. Das heißt, die beiden Sätze links und rechts vom Komma müssen theoretisch auch allein stehen können – also eigentlich eine Aufzählung von Sätzen darstellen. Dieses Komma ist optional und wird vor allem in der Literatur zur Übersichtlichkeit genutzt.
Zum Beispiel:
- Ich gehe einkaufen(,)und du kochst. (Statt: Ich gehe einkaufen. Du kochst.)
- Auf dem Boden lagen leere Flaschen(,) und auf den Tischen stand dreckiges Geschirr. (Statt: Auf dem Boden lagen leere Flaschen. Auf den Tischen stand dreckiges Geschirr.)
3.2. Freiwilliges Komma bei mehrteiligen Fügungen
Wenn Nebensätze von mehrteiligen Fügungen eingeleitet werden (z.B. auch wenn, als ob, ohne dass), muss kein Komma gesetzt werden.
Zum Beispiel: Er wird aus der Wohnung ausziehen, egal(,) ob seine Freundin ihn betrogen hat oder nicht.
!!! Allerdings muss auf die Verständlichkeit des Satzes geachtet werden.
Zum Beispiel: Ich freue mich, auch wenn du nur eine Stunde vorbeikommst.
ABER: Ich freue mich auch, wenn du nur eine Stunde vorbeikommst.
3.3. Freiwilliges Komma bei aufgezählten Adjektiven
Wenn nicht ganz klar ist, ob zwei hintereinander stehende Adjektive gleichrangig oder untergeordnet sind, ist das Komma optional (Vergleiche dazu 1.2. und 2.2.).
Zum Beispiel: Sie hat dunkelbraune(,) lange Haare.
3.4. Freiwilliges Komma bei formelhaften Nebensätzen
Bei formelhaften Nebensätzen wie wie gesagt oder wie besprochen ist das Komma optional.
Zum Beispiel: Ich gehe heute(,) wie gesagt(,) früher nach Hause.
3.5. Freiwilliges Komma bei Infinitiven ohne Erweiterung
Bei nicht-satzwertigen, also einfachen Infinitiven mit zu ohne weiteres Wort (Vergleiche 1.6.) muss nicht verpflichtend ein Komma gesetzt werden.
Zum Beispiel:
- Er hat sich geweigert(,) mitzukommen.
- Ich traf die Entscheidung(,) zu kündigen.
Ich hoffe, diese Auflistung erleichtert dir die Kommasetzung in Zukunft!
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